Mittwoch, 4. Oktober 2017

Lesung mit den »Get Shorties«

Die Get-Shorties-Lesebühne ist im Laufe der Zeit zu einer Institution im Großraum Stuttgart geworden. Sie hat nicht nur viele Jahre und damit auch viel Erfahrung auf dem sprichwörtlichen Buckel (gegründet 2001), sondern kann auch mit einer Gruppe von Autoren aufwarten, die in einem ebenso atemberaubenden wie bewundernswerten Tempo geistreiche, witzige, urkomische, hintergründige, anzügliche, freche und stets pointierte Kurzgeschichten aus dem literarischen Ärmel schütteln!
Und nicht nur das! Carolin M. Hafen, Rainer Bauck, Nicolai Köppel, Marcus Sauermann, Volker Schwarz und last but not least Mastermind Ingo Klopfer tragen ihre Geschichten höchstselbst auf geradezu meisterliche Art und Weise vor und treiben ihr Publikum zwangsläufig von einem unkontrollierten Lachanfall zum nächsten.


Kein Wunder also, dass ich im ersten Moment schlucken musste, als ich letzte Woche die Anfrage von Rainer und Ingo bekam, ob ich nicht am Samstag, 01.10.2017, eine Geschichte von mir im Rahmen einer Get-Shorties-Lesung präsentieren wolle. Im nächsten Moment begann ich, ein Mail zu formulieren, das letzten Endes vor allem aus den beiden Wörtern »ich« und »will« bestand.
Die Schwierigkeit bestand nur noch darin, eine adäquate Geschichte für eine Get-Shorties-Lesung zu finden. Ich machte mich in meinen Beständen auf die Suche nach kurzen, knackigen Stories, die der eine oder andere geneigte Zuhörer eventuell sogar für amüsant halten konnte. Wir einigten uns schließlich auf »Pitch me!«, eine Geschichte über ein Bewerbungsgespräch der besonderen Art ...

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich lese gerne vor! Fremde Texte, aber auch eigene Texte. Da meine letzte öffentliche Lesung allerdings schon mehr als ein Jahr zurücklag, hatte ich zugegebenermaßen ziemliches Muffensausen. Was letztendlich unbegründet war. Meine Mitstreiter an diesem Abend – Carolin, Rainer, Ingo und die Schriftstellerin Dorothea Böhme, die wie ich als Gast lesen durfte – redeten mir diese Muffensausen-Flausen aus. Gestärkt durch ihren Support ging ich auf die Bühne und gab »Pitch me!« zum Besten.


Dem Publikum scheint’s gefallen zu haben. (So wurde es mir jedenfalls von meinen Mitlesenden berichtet ...)

Danke Carolin, Rainer, Ingo und Dorothea!

Montag, 17. Juli 2017

INTERVIEW (2)

... mit Tatjana Flade, ihres Zeichens Geschäftsführerin des BVjA, des Bundesverbands junger Autoren und Autorinnen, und Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift »Qwertz«.
Für die Ausgabe 02/2017 hat sie sich ein paar ganz exquisite Fragen an mich ausgedacht! Da es die »Qwertz« nur in Print gibt, habe ich mir die Erlaubnis von ihr eingeholt, das Interview hier auf meiner Seite als PDF veröffentlichen zu dürfen.

Viele Dank Tatjana!


By the way: Tatjana macht nicht nur wertvolle und wichtige Arbeit für den BVjA, sie ist als Sportjournalistin fast das ganze Jahr über auf der ganzen Welt unterwegs und schreibt ganz »nebenher« Kurzgeschichten, Sachbücher, Fantasy- und Kriminalromane!
Schaut mal auf Tatjanas Website vorbei!

Donnerstag, 13. Juli 2017

INTERVIEW (1)

In ihrem »Zweifragen«-Weblog hat mir Carolin M. Hafen exakt drei Fragen gestellt, die es in sich hatten und die ich nach bestem Wissen und Gewissen auch brav beantwortet habe.
Falls es tatsächlich jemanden geben sollte, der Carolin M. Hafen noch nicht kennt – der sollte sich a) schämen und b) Folgendes jetzt zu Herzen nehmen:
Sie ist die Autorin der Romane über »Das Drachenvolk von Leotrim«, des Erzählbandes »Werd’ endlich erwachsen« und vieler urkomischer Geschichten, die sie regelmäßig mit ihren Autoren-Kollegen von »Get Shorties« bei Lesungen im Großraum Stuttgart zum Besten gibt!

James Joyce und der Autor in Triest – zwei Männer, die sich auch schweigend verstehen

Mittwoch, 15. Februar 2017

JULIA STOEPEL und NICOLÁS ARTAJO lesen »Dead End Bar«, die 5. Folge von SMASH99

Kurze Vorbemerkung:
Bei der gesprochenen Fassung von »Dead End Bar« handelt es sich nicht um ein Hörspiel, sondern um ein ganz normales Hörbuch. Halt mit zwei Zwei Ich-Erzählern, deren Geschichten – logischerweise – auch von zwei Sprechern vorgetragen werden.
In diesem Fall von: JULIA STOEPEL und NICOLÁS ARTAJO.


Gleich vorweg. Sie machen ihre Sache einfach großartig!

NICOLÁS ARTAJO, der u. a. auch Jamie Bell synchronisiert, spricht Tom, der nach und nach herausfindet, dass die Security-Firma seines Vaters, in der er als Sniper arbeitet, als Todesschwadron fungiert. Anfangs schwingt noch eine gehörige Portion Begeisterung für den Job in seiner Stimme mit (auch eine gewisse Faszination für Gewalt), doch langsam gewinnen Zweifel und Skrupel in ihm die Oberhand …

JULIA STOEPEL – ihre Stimme ist in unzähligen Filmen und Serien wie z. B. »Downtown Abbey«, »CSI«, »Sex and the City« und »The Walking Dead« zu hören – liest Lara, Toms Schulfreundin aus vergangenen Tagen, die (fast) alles tut, um ihn auf den »rechten« Weg zurückzuführen.
Aber halt! Ich muss mich hier gleich korrigieren: Julia Stoepel liest sie nicht, sie ist Lara – mal rotzig-frech, mal kumpelhaft; mal streitlustig, mal einfühlsam; mal wütend, mal warmherzig. Die Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme ist einfach phänomenal!

Mein Fazit: GANZ GROSSES HÖRERLEBNIS!

Hier gibt es wieder eine kleine Hörprobe:
»Dead End Bar«
Hier kann man direkt von der Verlagsseite das Hörbuch herunterladen:
Verlagsseite Hörbuch
Wer lieber lesen will – hier kann man das E-Book herunterladen:
Verlagsseite E-Book

Dienstag, 7. Februar 2017

»Dead End Bar« mit einer Ich-Erzählerin und einem Ich-Erzähler ... Kann das funktionieren?



»Dead End Bar« hat mir wirklich alles abverlangt! (Ich bin aber auch selbst schuld! Hab’s ja nicht anders gewollt!) Gleich zwei Protagonisten – einmal weiblich, einmal männlich – sollten eine Story, jeweils aus ihrer Perspektive, erzählen. Dabei war mir wichtig, dass es bei den erzählten Partien so wenig Überschneidungen wie möglich gibt. (Ich wollte nicht, dass ein und dieselbe Szene sozusagen zweimal, jeweils aus unterschiedlichen Blickwinkeln, erzählt wird.)
So endet nun eine Szene (wiedergegeben von einem der beiden Ich-Erzähler) – meistens jedenfalls – mit einem Cliffhanger, und daran schließt sich die nächste Szene an (erzählt aus der Perspektive des anderen Protagonisten), die die Handlung dann sukzessive weitertreibt.
Mein Ziel: Die Szenen sollten wie Zahnräder ineinandergreifen.

Ein derartiges Szenen-Treatment zu planen und zu schreiben, war schon eine heftige Aufgabe für sich.

Um die Schwierigkeitsdaumenschraube noch weiter anzuziehen, wollte ich, dass sich die beiden Erzähler auch deutlich und klar voneinander unterscheiden. (Ich mag es nicht, wenn der Erzähl-Stil bzw. die Erzählstimmen der beiden Erzähler sich gleichen oder sogar identisch sind und wenn sie nur durch ein »Namens-Etikett« zu Beginn eines neuen Kapitels oder einer neuen Szene voneinander auseinandergehalten werden können.)
Bei Tom orientierte ich mich vor allem an der amerikanischen Hard-boiled-Erzählschule. Bei Lara dagegen ließ ich mich von dem französischem Stakkato-Stil eines Céline und eines frühen Djian inspirieren, in dem jedes »und« gleich mal als verdächtig gilt.

Ob es mir gelungen ist? Lest selbst!

»Dead End Bar« ist eben erst herausgekommen!

Montag, 23. Januar 2017

SABINE ARNHOLD liest »Berserker«, die 4. Folge von SMASH99


Was für einen Heidenbammel hatte ich vor dem Hörbuch von »Berserker«, der 4. Folge von SMASH99! Schon bei der Niederschrift lagen bei mir zeitweise die Nerven blank, weil ich mir nie ganz sicher war, ob meine Ich-Erzählerin glaubhaft, echt und authentisch »rüberkam«.

Nachdem meine Frau – meine schärfste Kritikerin! – und meine Lektoren aber diese weibliche Erzählperspektive problemlos durchgewunken haben, war ich nun gespannt darauf, wie der Roman sich – vorgelesen von einer Profi-Sprecherin – nun anhören würde!

Um es klar zu sagen: Ich bin einfach überwältigt!

SABINE ARNHOLD, die Synchronstimme z. B. von Tina Fey (30 Rocks, Saturday Night Live etc.), liest die 4. Folge meiner SMASH-Romanreihe auf eine geradezu atemberaubende Art und Weise! Mir ihrer wandelbaren, ausdrucksstarken, lebhaften Stimme bringt sie all das kongenial zum Ausdruck, was meine Protagonistin auszeichnet – Härte, Aggressivität, Taffness, Sarkasmus, Witz, aber auch Empathie und Sensibilität (ohne jegliche Weinerlichkeit oder Larmoyanz!).

Chapeau!

Hier gibt es eine kleine Hörprobe:
»Berserker«
Hier kann man direkt von der Verlagsseite das Hörbuch herunterladen:
Verlagsseite Hörbuch
Und hier kann man das E-Book herunterladen:
Verlagsseite E-Book

Montag, 16. Januar 2017

Maryse Holder und SMASH99

Jetzt ist es also soweit: Die 4. Folge (»Berserker«) meiner SMASH99-Romanserie ist erschienen – als E-Book und als Hörbuch, wunderbar gelesen von Sabine Arnhold.

Diese Folge stellt auch eine Premiere dar – nicht nur für SMASH99, sondern auch für mich als Autor: Kein Ich-Erzähler, sondern eine Ich-Erzählerin führt diesmal durch die Geschichte.

In die Haut, in die Gedankenwelt, in die Psyche einer Erzählerin zu »schlüpfen«, war für mich eine Herausforderung und ein Wagnis. Ein Wagnis, das ich aber gerne und vor allem schon lange eingehen wollte.

Ende der 80er-Jahre fiel mir in einem Tübinger Antiquariat das Buch »Ich atme mit dem Herzen« (engl. »Give Sorrow Words«) von Maryse Holder in die Hände. Allein wegen dieses Titels schlug ich das Buch (eine Sammlung von Briefen) auf und war nach zwei Seiten von dieser freimütigen, frechen Prosa einfach hin und weg! Das Buch machte mich damals um ungeheuerliche drei Mark ärmer und um eine unvergessliche Leseerfahrung reicher.

Abb. mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt-Verlags

Wer war diese Mayrse Holder?
Sie wurde 1940 in Paris geboren. Als sie drei Jahre alt war, erschossen die Nazis ihre Mutter, eine Widerstandskämpferin; 1947 kam sie mit ihrem Vater in die Vereinigten Staaten. Dort studierte sie vergleichende Literaturwissenschaften, engagierte sich in der Frauenbewegung und arbeitete bei einem Verlag und als Hochschullehrerin bis – ja, bis sie im Zuge einer Massenkündigung an der Uni auf einmal ohne Lehrauftrag dastand. Sie nutzte diese Zeit, um mit der für sie langweilig gewordenen New Yorker Intellektuellen- und Akademikerszene zu brechen und zwei ausgedehnte Reisen nach Mexiko zu unternehmen mit dem Ziel, dort das »pralle« Leben kennenzulernen.

Ihre Erfahrungen, ihr Erkunden von Land und Leuten, ihre sexuellen Abenteuer beschreibt sie in unzähligen Briefen, die sie ihrer New Yorker Freundin schickt. 1977 wird sie totgeschlagen und ihre Leiche in einen Straßengraben geworfen. Ihr Mörder wurde nie gefasst.
Ihrer Freundin ist es zu verdanken, dass diese Sammlung an Briefen der Nachwelt erhalten bleibt.

Was ist aber so beeindruckend an diesen Briefen? Mich hat von Anfang an Maryse Holders direkter, höchst emotionaler Schreibstil fasziniert! Schonungslos ihren Mitmenschen, aber auch sich selbst gegenüber berichtet sie von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Nähe, von zahllosen glücklichen und glücklosen One-Night-Stands, von Demütigungen und selbstzerstörerischen Aktionen. Sie schreibt zum Teil hoch literarisch, zum Teil schnoddrig, manchmal philosophisch, hin und wieder zornig (auch auf sich selbst), oft ironisch (und selbst-ironisch), häufig sarkastisch, aber stets auf eine fast schmerzhafte Art aufrichtig und ehrlich.

Jedes Mal, wenn ich in ihren Briefen las, überkam mich der Wunsch, einmal einen Roman zu schreiben mit einem Erzähler, der im gleichen Ton von diesem unendlichen Lebenshunger, aber auch von der unterschwelligen Todessehnsucht berichtet.
Als der Verlag Bastei-Lübbe mir anbot, meine bisherigen SMASH99-Trilogie um zwei weitere Bände zu ergänzen, nutzte ich die Chance, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Am Anfang hatte ich aber nur – Maryse Holders Erzählstil. Mehr nicht. Wer konnte aber die Heldin meines Romans sein? Wie hörte sie sich an? Wie sah sie sich? Wie sah sie die Menschen, die Welt? Ich musste mir meine Ich-Erzählerin erst erfinden. Dadurch dass mir als Autor die gesellschaftliche, soziale und menschliche Katastrophenlandschaft von SMASH99 immer noch sehr vertraut war, fiel mir das erstaunlich leicht. Ich hatte auf einmal eine TV-Reporterin vor Augen, eine, die sich zu den Schauplätzen von Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten hingezogen fühlt, eine, die sich nicht scheut, auch ganz vorne von der Front zu berichten, adrenalinsüchtig, todesmutig. (Vorbilder hierzu: Oriana Fallaci, Antonia Rados, Arwa Damon).

Und voilà – die Heldin meines Romans »Berserker« war geboren. Ich nannte sie Franziska (Frances) Raue, eine Star-Reporterin im US-Fernsehen. Als bei einer Reportage über mittelamerikanische Drogen-Gangs ihre Team-Kollegen getötet werden und nur sie allein überlebt, gerät ihre Welt aus den  Fugen. Von ihrem Sender gefeuert und von Schuldgefühlen zerfressen, reist sie, die schon auf der ganzen Welt unterwegs war, nach Deutschland, in ihr Heimatland – im Bewusstsein, dass diese Reise auch ihre letzte sein wird. Denn hier im Land der Smasher, in dem Mekka der Gewalt, lauert der Tod an jeder Straßenecke, in der Fußgängerzone, im Einkaufszentrum oder in einem Bürotrakt. Doch sie fürchtet ihn nicht. Ganz im Gegenteil …

»Stammtisch für alte Männer«

Fliegenklatsche
Stempelkissen
Baugerüst
Perserteppich
Bindfaden
Diese fünf Begriffe sinnvoll in einen Kurzkrimi einbauen – das war die inhaltliche Vorgabe des Schreibwettbewerbs der

Literaturzeitschrift LiMA

des

Bundesverbands junger Autorinnen und Autoren (BVjA).

Als ich diese Begriffe gelesen habe, fiel mir ganz spontan – nichts ein! Ich hakte den Schreibwettbewerb gleich, nachdem ich ihn gelesen habe, sofort ab. Sonderbarerweise gingen mir die Begriffe aber nicht aus dem Kopf – und siehe da: Zwei Tage später hatte ich plötzlich eine Idee für einen Krimi, in dem es um eine ganz »spezielle« Gruppe älterer Herren geht.
Um den: »Stammtisch für alte Männer«.
Der Kurzkrimi ist jetzt druckfrisch in der Anthologie »Nehmen Sie sich in Acht vor Perserteppichen« erschienen.