Montag, 23. Januar 2017

SABINE ARNHOLD liest »Berserker«, die 4. Folge von SMASH99


Was für einen Heidenbammel hatte ich vor dem Hörbuch von »Berserker«, der 4. Folge von SMASH99! Schon bei der Niederschrift lagen bei mir zeitweise die Nerven blank, weil ich mir nie ganz sicher war, ob meine Ich-Erzählerin glaubhaft, echt und authentisch »rüberkam«.

Nachdem meine Frau – meine schärfste Kritikerin! – und meine Lektoren aber diese weibliche Erzählperspektive problemlos durchgewunken haben, war ich nun gespannt darauf, wie der Roman sich – vorgelesen von einer Profi-Sprecherin – nun anhören würde!

Um es klar zu sagen: Ich bin einfach überwältigt!

SABINE ARNHOLD, die Synchronstimme z. B. von Tina Fey (30 Rocks, Saturday Night Live etc.), liest die 4. Folge meiner SMASH-Romanreihe auf eine geradezu atemberaubende Art und Weise! Mir ihrer wandelbaren, ausdrucksstarken, lebhaften Stimme bringt sie all das kongenial zum Ausdruck, was meine Protagonistin auszeichnet – Härte, Aggressivität, Taffness, Sarkasmus, Witz, aber auch Empathie und Sensibilität (ohne jegliche Weinerlichkeit oder Larmoyanz!).

Chapeau!

Hier gibt es eine kleine Hörprobe:
»Berserker«
Hier kann man direkt von der Verlagsseite das Hörbuch herunterladen:
Verlagsseite Hörbuch
Und hier kann man das E-Book herunterladen:
Verlagsseite E-Book

Montag, 16. Januar 2017

Maryse Holder und SMASH99

Jetzt ist es also soweit: Die 4. Folge (»Berserker«) meiner SMASH99-Romanserie ist erschienen – als E-Book und als Hörbuch, wunderbar gelesen von Sabine Arnhold.

Diese Folge stellt auch eine Premiere dar – nicht nur für SMASH99, sondern auch für mich als Autor: Kein Ich-Erzähler, sondern eine Ich-Erzählerin führt diesmal durch die Geschichte.

In die Haut, in die Gedankenwelt, in die Psyche einer Erzählerin zu »schlüpfen«, war für mich eine Herausforderung und ein Wagnis. Ein Wagnis, das ich aber gerne und vor allem schon lange eingehen wollte.

Ende der 80er-Jahre fiel mir in einem Tübinger Antiquariat das Buch »Ich atme mit dem Herzen« (engl. »Give Sorrow Words«) von Maryse Holder in die Hände. Allein wegen dieses Titels schlug ich das Buch (eine Sammlung von Briefen) auf und war nach zwei Seiten von dieser freimütigen, frechen Prosa einfach hin und weg! Das Buch machte mich damals um ungeheuerliche drei Mark ärmer und um eine unvergessliche Leseerfahrung reicher.

Abb. mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt-Verlags

Wer war diese Mayrse Holder?
Sie wurde 1940 in Paris geboren. Als sie drei Jahre alt war, erschossen die Nazis ihre Mutter, eine Widerstandskämpferin; 1947 kam sie mit ihrem Vater in die Vereinigten Staaten. Dort studierte sie vergleichende Literaturwissenschaften, engagierte sich in der Frauenbewegung und arbeitete bei einem Verlag und als Hochschullehrerin bis – ja, bis sie im Zuge einer Massenkündigung an der Uni auf einmal ohne Lehrauftrag dastand. Sie nutzte diese Zeit, um mit der für sie langweilig gewordenen New Yorker Intellektuellen- und Akademikerszene zu brechen und zwei ausgedehnte Reisen nach Mexiko zu unternehmen mit dem Ziel, dort das »pralle« Leben kennenzulernen.

Ihre Erfahrungen, ihr Erkunden von Land und Leuten, ihre sexuellen Abenteuer beschreibt sie in unzähligen Briefen, die sie ihrer New Yorker Freundin schickt. 1977 wird sie totgeschlagen und ihre Leiche in einen Straßengraben geworfen. Ihr Mörder wurde nie gefasst.
Ihrer Freundin ist es zu verdanken, dass diese Sammlung an Briefen der Nachwelt erhalten bleibt.

Was ist aber so beeindruckend an diesen Briefen? Mich hat von Anfang an Maryse Holders direkter, höchst emotionaler Schreibstil fasziniert! Schonungslos ihren Mitmenschen, aber auch sich selbst gegenüber berichtet sie von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Nähe, von zahllosen glücklichen und glücklosen One-Night-Stands, von Demütigungen und selbstzerstörerischen Aktionen. Sie schreibt zum Teil hoch literarisch, zum Teil schnoddrig, manchmal philosophisch, hin und wieder zornig (auch auf sich selbst), oft ironisch (und selbst-ironisch), häufig sarkastisch, aber stets auf eine fast schmerzhafte Art aufrichtig und ehrlich.

Jedes Mal, wenn ich in ihren Briefen las, überkam mich der Wunsch, einmal einen Roman zu schreiben mit einem Erzähler, der im gleichen Ton von diesem unendlichen Lebenshunger, aber auch von der unterschwelligen Todessehnsucht berichtet.
Als der Verlag Bastei-Lübbe mir anbot, meine bisherigen SMASH99-Trilogie um zwei weitere Bände zu ergänzen, nutzte ich die Chance, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Am Anfang hatte ich aber nur – Maryse Holders Erzählstil. Mehr nicht. Wer konnte aber die Heldin meines Romans sein? Wie hörte sie sich an? Wie sah sie sich? Wie sah sie die Menschen, die Welt? Ich musste mir meine Ich-Erzählerin erst erfinden. Dadurch dass mir als Autor die gesellschaftliche, soziale und menschliche Katastrophenlandschaft von SMASH99 immer noch sehr vertraut war, fiel mir das erstaunlich leicht. Ich hatte auf einmal eine TV-Reporterin vor Augen, eine, die sich zu den Schauplätzen von Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten hingezogen fühlt, eine, die sich nicht scheut, auch ganz vorne von der Front zu berichten, adrenalinsüchtig, todesmutig. (Vorbilder hierzu: Oriana Fallaci, Antonia Rados, Arwa Damon).

Und voilà – die Heldin meines Romans »Berserker« war geboren. Ich nannte sie Franziska (Frances) Raue, eine Star-Reporterin im US-Fernsehen. Als bei einer Reportage über mittelamerikanische Drogen-Gangs ihre Team-Kollegen getötet werden und nur sie allein überlebt, gerät ihre Welt aus den  Fugen. Von ihrem Sender gefeuert und von Schuldgefühlen zerfressen, reist sie, die schon auf der ganzen Welt unterwegs war, nach Deutschland, in ihr Heimatland – im Bewusstsein, dass diese Reise auch ihre letzte sein wird. Denn hier im Land der Smasher, in dem Mekka der Gewalt, lauert der Tod an jeder Straßenecke, in der Fußgängerzone, im Einkaufszentrum oder in einem Bürotrakt. Doch sie fürchtet ihn nicht. Ganz im Gegenteil …

»Stammtisch für alte Männer«

Fliegenklatsche
Stempelkissen
Baugerüst
Perserteppich
Bindfaden
Diese fünf Begriffe sinnvoll in einen Kurzkrimi einbauen – das war die inhaltliche Vorgabe des Schreibwettbewerbs der

Literaturzeitschrift LiMA

des

Bundesverbands junger Autorinnen und Autoren (BVjA).

Als ich diese Begriffe gelesen habe, fiel mir ganz spontan – nichts ein! Ich hakte den Schreibwettbewerb gleich, nachdem ich ihn gelesen habe, sofort ab. Sonderbarerweise gingen mir die Begriffe aber nicht aus dem Kopf – und siehe da: Zwei Tage später hatte ich plötzlich eine Idee für einen Krimi, in dem es um eine ganz »spezielle« Gruppe älterer Herren geht.
Um den: »Stammtisch für alte Männer«.
Der Kurzkrimi ist jetzt druckfrisch in der Anthologie »Nehmen Sie sich in Acht vor Perserteppichen« erschienen.